7 Fragen an VDMA Geschäftsführer emint – Thilo Brückner
Sie sind EMINT-Geschäftsführer beim VDMA – welche Themen und Firmen vertreten Sie damit, und was sind Ihre wichtigsten Ziele für 2020
Der Fachverband EMINT (Electronics, Micro and New Energy Production Technologies) deckt u.a. die für The Smarter E relevanten Bereichen Photovoltaik Produktionsmittel und Batterieproduktion, also besonders innovative Bereiche des Maschinenbaus ab. Im VDMA sind aber darüber hinaus die weiteren für die Messe relevanten Felder abgedeckt wie z.B. die Brennstoffzelle oder Power-to-X. Was immer zur Erreichung der Klimaziele im Lichte von Paris 21 erforderlich ist – der deutsche und europäische Maschinenbau liefert als Enabler die komplette Produktionstechnik dazu. Dies wollen wir im internationalen Wettbewerb noch deutlicher herausstellen.
The smarter E Europe, die 4 Fachmessen zur größten energiewirtschaftlichen Plattform Europas vereint, profitiert von einem sektorenübergreifenden Ansatz, der den Branchen neue Wachstumspotentiale ermöglicht. Wird branchenübergreifende Zusammenarbeit immer wichtiger?
Zur Erschließung neuer Märkte ist das aus meiner Sicht unabdingbar. Dies bildet sich auch im VDMA ab. Gerade in den zuvor genannten wachstumsgetriebenen Bereichen stimmen sich die Akteure im Verband ab, um Synergieeffekte zu nutzen, Stichwort Sektorkopplung.
In Deutschland und Europa entstehen derzeit zahlreiche neue Produktionsstandorte, für Batteriezellen, für Batteriemodule, und für Elektrofahrzeuge. Wie kann der deutsche (und europäische) Maschinenbau davon profitieren?
Der VDMA hat schon früh darauf hingewiesen, dass eine heimische Batteriezellproduktion von strategischer Bedeutung für den Automobilstandort Deutschland ist. Für den deutschen / europäischen Maschinenbau ist der Zugang zur Großserienproduktion essentiell, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Hierfür braucht es lokale Referenzen, insoweit begrüßen wir, dass nun deutlich Bewegung in die europäische Zellproduktion gekommen ist.
Der europäische Batteriemaschinenbau deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab und punktet in Sachen Qualität (Vermeidung horrender Ausschusskosten!), Nachhaltigkeit und Automatisierungslösungen. Als Ausrüster ist er somit erste Wahl. Dies werden wir auch auf unserem Battery Roadshow Event in Brüssel in Kooperation mit der European Battery Alliance zeigen.
Energiespeicher sind in der erneuerbaren Energieversorgung genauso wichtig wie für die Verkehrswende. Der Bedarf an Batterien wird daher massiv ansteigen. Welche Job-Effekte sind für Deutschland und Europa zu erwarten?
Mögliche Jobeffekte durch die Ansiedlung von Batteriezellfabriken in Europa hat das Fraunhofer ISI im Auftrag des VDMA untersucht. Darin kommen wir zu dem Schluss, dass unter bestimmten Bedingungen ausgehend von den angenommenen Kapazitäten in einem Hochlauf bis zum Jahr 2033 bis zu 155.000 Jobs entstehen können. Hierbei gehen wir von einem Marktpotenzial für den europäischen Maschinenbau in der EU von maximal 50% aus und rechnen auch einen Anschub für das Exportgeschäft ein. Demnach entstehen 30.000 Arbeitsplätze in der Fabrik selbst, 9.000 im Maschinen- und Anlagenbau durch Investitionen in Zellfabriken, 100.000 in der Materialzulieferkette sowie 16.000 im Maschinen- und Anlagenbau in den vorgelagerten Wertschöpfungsketten. Die Studie kann hier heruntergeladen werden.
Die VDMA Roadmap Batterie-Produktionsmittel 2030 wird dieses Jahr neu aufgelegt. Worin liegt die Bedeutung der Roadmap für die Industrie?
Die Bedeutung der Roadmap liegt darin, mit einem Update alle zwei Jahre herauszuarbeiten, vor welchen Herausforderungen der Batterie-Maschinenbau steht und welchen Beitrag die Produktionsseite leisten kann, um weiter an der Kostenschraube zu drehen und Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit zu verbessern. Lösungsansätze adressieren die Durchsatzsteigerung, die Energieeffizienz sowie den Automatisierungsgrad. Vor dem Hintergrund der großen Variantenvielfalt an Zell-, Modul und Packformaten spielt zudem die Flexibilität bei Produktionslösungen eine wichtige Rolle.
Firmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau präsentieren auf The smarter E in München technologische Trends in der Batterieproduktion. Zusammen mit dem VDMA präsentieren die Fachmessen außerdem Expertenvorträge in der „Production Technology Stage“ in Halle C1 der ees und Intersolar Europe. Können Sie uns bereits einen Überblick zu den Themen geben, die während der Messetage (17.-19. Juni 2020) auf diesem Expertenforum diskutiert werden?
In der Session Batterieproduktion stellen führende Firmen aus dem Batteriemaschinen- und Anlagenbau ihre Produktionslösungen vor. So werden zum Beispiel mit Teamtechnik und Vitronic die Zell-, Modul und Batteriepackproduktion adressiert.
Teamtechnik überzeugt mit Erfahrung und guten Konzepten bei der Montage
und Prüfung von Batteriemodulen. Die Firma Vitronic steht für Qualitätssicherung im Produktionsprozess. Der Einsatz der optischen Inspektion ist an vielen Stellen im Prozess sinnvoll und kann maßgeblich zur Qualitätssteigerung des Endproduktes beitragen.
Der VDMA ist mit einem eigenen Messestand in Halle C1 vertreten, in unmittelbarer Nähe der Production Technology Stage und dem Startpunkt der „Guided Tours Battery Production“, die zweimal täglich von der ees Europe in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl PEM der RWTH Aachen in englischer Sprache für Messebesucher durchgeführt werden. Was werden Sie vor und während der Messe noch für Ihre Mitglieder anbieten, um optimalen Nutzen aus der Präsenz zu ziehen?
Nicht nur unseren Messestand nutzen wir zum Netzwerken. Im Rahmen von The smarter E findet ein international besetzter Workshop der vom VDMA herausgegebenen International Technology Roadmap for Photovoltaics (ITRPV) statt. Und auf der Production Technology Stage greifen wir im Sinne des sektorübergreifenden Agierens nicht nur Batteriethemen auf, sondern spannen den Bogen hin zu den weiteren auch im VDMA abgebildeten Themen Photovoltaik, Brennstoffzelle und Power-to-X. Wir freuen uns auf den Austausch mit den Messebesuchern!