Als Königsdisziplin zur Erreichung der Klimaneutralität gilt es, eine möglichst vollständige Wertschöpfungskette aufzubauen, die von der regionalen erneuerbaren Stromerzeugung über die Herstellung und den Betrieb von Elektrolyseuren bis hin zum Einsatz des Wasserstoffs für Industrie und Mobilität vor Ort reicht. Damit das klappt, locken die EU und ihre Mitgliedstaaten mögliche Investoren nicht nur mit Finanzhilfen, sondern versprechen auch gute und vor allem stabile Rahmenbedingungen.
Fördertöpfe für Grünen Wasserstoff und den Ausbau erneuerbarer Energien gibt es bei der EU viele, und im Rahmen des Green Deals und der Coronakrisenbewältigung hat die EU sie teilweise kräftig aufgefüllt. Im Programm InvestEU wurden zum Beispiel die Mittel für den Politikbereich „Nachhaltige Infrastruktur“ verdoppelt und das Programm zusätzlich um den Bereich „Strategische europäische Investitionen“ ergänzt – beides sind Chancen für Wasserstoffprojekte.
Der Innovationsfonds des Emissionshandelssystems ETS hält 10 Milliarden Euro für Technologien zur CO2-Minderung bereit. Der Fonds „Aufbauhilfe für den Zusammenhalt und die Gebiete Europas“ (REACT-EU) mit zusätzlichen 47,5 Milliarden Euro soll Regionen zugute kommen, die von der Coronapandemie besonders getroffen wurden. Sie können ausdrücklich auch für Maßnahmen des Green Deal genutzt werden. Traditionelle Kohleregionen können schließlich vom „Mechanismus für einen gerechten Übergang“ profitieren, der mit 40 Milliarden Euro den Weg in die Klimaneutralität erleichtern soll.
Doch die EU will nicht nur Geld verteilen. Auch die Rahmenbedingungen sollen Schritt für Schritt in Richtung einer klimafreundlichen Wirtschaft verschoben werden. Um der Industrie zum Einsatz von sog. „Grünem Wasserstoff“ zu bewegen – der aus erneuerbaren Energien erzeugt wird - will die EU den Emissionshandel anpassen, wenn nötig auch in Kombination mit einer CO2-Grenzabgabe auf importierte Waren. Zwischen den CO2-Minderungskosten und dem CO2-Preis wird allerdings noch eine Lücke bleiben. Diese könnten die Mitgliedsstaaten über sogenannte Differenzverträge schließen, regt die EU an. In Deutschland ist ein entsprechendes Pilotprogramm für die Stahl- und Chemieindustrie bereits geplant.
Wo es beim marktgesteuerten Aufbau der Wertschöpfungskette hapert, dürfen die Mitgliedsstaaten sogar mit bis zu 100 Prozent Förderungen nachhelfen, sofern es sich dabei um „Wichtige Projekte im Gemeinsamen Europäischen Interesse“ (IPCEI-Projekte) handelt. Solche IPCEI-Projekte sind auch in der Nationalen Wasserstoffstrategie in Deutschland vorgesehen, erste Unternehmen wie Thyssenkrupp, BASF und BMW haben bereits ihr Interesse bekundet.
Die ees Europe, die 11.–13. Mai 2022 stattfindet, setzt mit Ausstellungsbereich Green Hydrogen Forum & Expo erneut einen besonderen Fokus auf den Wasserstoff. Besucher erhalten in zahlreichen Themengemeinschaftsständen, Messeforen und der begleitenden ees Europe Conference vom 10.–11. Mai die Möglichkeit, sich zu informieren.