Der Speicher-Markt boomt. In Deutschland und weltweit kommen immer mehr Märkte hinzu. Speicher bilden die Grundlage für zahlreiche Innovationen, die über die technische Hardware hinaus klimafreundliche Lösungen für den Endkunden anbieten und sie in ihrem Wunsch nach Autarkie unterstützen. Über technische Entwicklungen und die Trends zu neuen, umfassenden Energie-Angeboten gibt Aurélie Alemany, Geschäftsführerin der SENEC GmbH, Auskunft.
Frau Alemany, Sie haben im Oktober letzten Jahres die Geschäftsführung der SENEC GmbH übernommen. Was ist Ihr Ziel?
Als SENEC wollen wir nachhaltige Energieversorgung zu unseren Kunden bringen und die Energiewende damit aktiv mitgestalten. Wir wollen dazu beitragen, dass das Angebot an Infrastruktur zur Nutzung erneuerbarer Energien für den Endkunden zum Schlüssel für eine nachhaltige Energie-Zukunft wird.
Und was ist Ihre Erwartung an die Entwicklung des Marktes – nicht nur für SENEC, sondern allgemein? Wo sehen Sie den deutschen Speicher-Markt in zehn Jahren?
Wir haben 2020 erlebt, dass der Speicher-Markt sehr, sehr stark gewachsen ist, und das, obwohl das Jahr wegen der Corona-Pandemie ganz besondere Anforderungen an uns alle gestellt hat. Trotzdem gibt es auf jeden Fall einen klaren Trend, der auch nicht auf 2020 begrenzt ist: Ich meine den Trend zu Autarkie – und da spielt der Speicher eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, Autarkie bei unseren Kunden zu ermöglichen. Daher bin ich der Überzeugung, dass der deutsche Speicher-Markt auf jeden Fall auch in den nächsten Jahren ein kräftiges Wachstum erleben wird. Und wir wollen selbstverständlich als SENEC Teil dieses Wachstum sein.
Aber neben dem Wunsch nach Autarkie gibt es zwei weitere Trends, die den Speicher-Markt auch in Zukunft wachsen lassen. Der erste ist, dass die Wirtschaftlichkeit eines Speichers heutzutage auf jeden Fall gegeben ist – was vielleicht vor 10 Jahren noch nicht der Fall war. Diesen Trend können wir nachweisen. Die Eigenverbrauchsquote war in Deutschland vor zehn Jahren sehr niedrig. Heutzutage liegt sie in der Größenordnung von 70 Prozent oder höher. Das ist der erste Punkt.
Der zweite Punkt ist, dass der Strom, den man in das Netz einspeist, letztendlich immer geringer vergütet wird, während der Strom, den man verbraucht, immer teurer wird. Daher ist auch hier ein Trend festzustellen, nämlich dass sich die Wirtschaftlichkeit eines Speichers immer weiter erhöht. Diese zwei Trends sind sicherlich von Haushalt zu Haushalt unterschiedlich zu gewichten, aber sie sind auf jeden Fall nachgewiesen.
Nicht nur der Speicher-Markt hat sich kräftig entwickelt. Auch in der Speicher-Technologie gab und gibt es Fortschritte zu verzeichnen. Was sind aus Ihrer Sicht aktuell besonders spannende Technologien in diesem Bereich? Wo geht es gerade technisch hin?
Ich glaube, man muss diese Frage aus zwei Blickwinkeln beantworten. Es gibt natürlich in der Speichertechnologie selbst größere Fortschritte. Neue Speicher erreichen auf jeden Fall deutlich mehr Effizienz – und das erlaubt uns wiederum, diese Technologie noch stärker in den Markt zu bringen. Zunehmend wichtig wird zudem auch das Thema des Recyclings von Batterien. Letztendlich ist das aber ein Thema, das uns – ebenso wie die Automobilindustrie – heute schon beschäftigt. Was uns natürlich ebenfalls beschäftigt, das sind die Größe und die Energiedichte der Speicher.
Dahinter steht der Gedanke, dass der Markt sich so entwickelt, dass wir Nachhaltigkeit als Ganzes verstehen müssen. Das heißt, es geht um Strom-Autarkie der Haushalte ebenso wie um die Verzahnung mit den Themen E-Wärme und E-Mobility. Daher wird die Anforderung an Speicher wachsen. Wir brauchen immer mehr Energiedichte oder größere Speicher, um all diese Anforderungen aufeinander abzustimmen. Das bewegt uns sehr, sehr stark in der Weiterentwicklung der Speichertechnologie.
Der andere Blickwinkel umfasst Produkt-Innovationen, die über technische Komponenten hinaus gehen. Da geht es nicht allein um die Speicher und ihre Verzahnung mit E-Mobility und E-Wärme, sondern um ein ganzheitliches Energie-Managementsystem. Das finde ich sehr spannend. Wir wollen unseren Kunden ganzheitliche Lösungen wie unsere SENEC 360°-Lösung anbieten. Und da wird es in den nächsten Jahren viele Innovationen geben.
Was genau steckt hinter Ihrem Konzept einer 360°-Lösung?
Wir sagen immer, wir bieten ein Produkt vom Keller bis zum Dach. Das heißt, wir betrachten das Haus als Ganzes und positionieren uns nicht nur als reiner Speicher-Hersteller. Wir bieten unseren Kunden Speicher-Lösungen, Photovoltaik-Produkte, aber auch Strom-Produkte und weitere Dienstleistungen wie zum Beispiel den Zugang zu E-Mobility mit einer Wallbox oder auch den Zugang über Ladepunkte unseres Mutterkonzerns, das EnBW-Hypernetz. Wir verstehen unser Geschäft also explizit als ein umfassendes Autarkie-Angebot für unsere Kunden.
Gehört dazu auch die SENEC.Cloud? Wie funktioniert die?
Was unser Cloud-Produkt betrifft, kann man sich das so vorstellen wie ein Strom-Konto: Das heißt, der gesamte überschüssige Solarstrom, der nicht sofort gebraucht oder in einen Heimspeicher eingespeist wird, wird einem Energie-Konto gutgeschrieben, das der Kunde zu jedem beliebigen Zeitpunkt zum Laden seines E-Mobils in Anspruch nehmen kann. Da taucht letztlich wieder der Gedanke der Autarkie auf, die wir unseren Kunde anbieten wollen.
Ist der Wunsch nach Autarkie aus Ihrer Sicht ein Grund dafür, dass Cloud Lösungen in Deutschland immer beliebter werden?
Unsere SENEC.Cloud ist genau so ein Produkt, das Autarkie ermöglicht – und damit diesen Stolz, den eigenen Strom zu nutzen. Damit sind wir in der Tat sehr erfolgreich. Dazu kommt, dass wir in den letzten Monaten zusätzliche Cloud-Angebote kreiert haben, wie Family & Friends und das Cloud to go-Paket. Wir werden diese Produkte perspektivisch immer noch attraktiver machen und das Thema Autarkie damit sehr gut in Vordergrund bringen.
Das ausführliche Interview mit Aurélie Alemany gibt es auch als Podcast in englischer Sprache.