„Der E-Mobilitätsmarkt wird nächstes Jahr wieder an Fahrt gewinnen“

Start-up Interview – 16. Dezember 2024

Start-ups sind wichtige Treiber für eine zukunftsfähige Energiewelt und entwickeln technologische und digitale Lösungen, die auf eine 24/7 Energieversorgung mit erneuerbaren Energien einzahlen. Die Start-up-Landschaft verändert sich schnell, die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Erneuerbaren haben einen direkten Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit innovativer Produkte.

Auf dem Forum Solar PLUS sprachen wir mit Felix Krause von Vireo Ventures, einer Venture Capital Gesellschaft über die neuesten Trends und Entwicklungen im Bereich Start-ups.

Start-up-Interview mit Felix Krause, Managing Partner bei Vireo Ventures

Welche Trends für Start-ups zeichnen sich derzeit ab?

Batterien und Netzstabilität sind Themen, die in den nächsten Jahren relevant sein werden. Auch das Thema Cybersecurity für kleinere und räumlich verteilte Produktionsanlagen wird immer wichtiger, da diese noch nicht ausreichend gegen potenzielle Angreifer von außen geschützt sind. Ein weiteres Thema ist Hybridisation. Denn aufgrund fehlender Anschlusskapazitäten wird es zunehmend wichtig, PV-Bestandsanlagen sowie neue PV-Anlagen mit Wind und Batteriespeicher zu kombinieren. Dabei geht es um die intelligente Kombination und Steuerung dieser drei unterschiedlichen Technologien auf einer Fläche.

Wir gehen davon aus, dass der Markt für Elektromobilität im nächsten Jahr wieder an Dynamik gewinnt. Europäische Automobilhersteller stehen unter Druck, bis 2026 ihre Flottenziele zu erreichen, um Strafzahlungen zu vermeiden. Daher ist zu erwarten, dass sie Preisnachlässe auf ihre Fahrzeuge anbieten, um die Marktdurchdringung zu erhöhen. Dies könnte die Wiederverkaufswerte von Elektroautos beeinflussen und sie für Verbraucher erschwinglicher machen. Infolgedessen dürfte der Ausbau der Ladeinfrastruktur beschleunigt werden, die künftig effizient gemanagt werden muss. Sobald die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland geschaffen sind, wird auch die Nutzung bidirektionaler Ladesysteme zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Das heißt, in diesen Themenbereichen erwartet ihr zukünftig besonders viele Start-ups? Oder zeichnet es sich jetzt schon ab, dass besonders viele Start-ups in diesen Bereichen momentan Ideen entwickeln?

Im Themenbereich Batteriespeicher passiert derzeit schon sehr viel. Wir sehen immer mehr Start-ups, die Batteriespeicherprojekte implementieren. Andere Start-ups beschäftigen sich mit dem Management und Handling der Batteriespeicher – sie Überwachen den Funktionszustand der Batterien und optimieren deren Betriebsabläufe.

Den Bereich Cybersecurity für Distributed Assets hat Vireo Ventures ebenfalls als wichtig für die Zukunft identifiziert. Derzeit gibt es in diesem Bereich noch nicht viele Start-ups, da es dem Thema noch an Präsenz fehlt. Bei der E-Mobilität hat sich die Start-up Dynamik etwas verlangsamt, da die Zulassungszahlen von E-Mobilen insbesondere in Deutschland rückläufig sind und viele bestehende Start-ups den Markthochlauf nicht schaffen. Wir erwarten jedoch, das sich dies in den nächsten zwei Jahren wieder nach oben korrigieren wird.

Ein Segment, wo es sicherlich auch 2025 weiterhin viel Veränderung geben wird, ist das PV-Heimanlagensegment. Auch 2025 wird es dort weitere größere Marktanpassungen geben, Marktteilnehmer werden verschwinden, der Markt wird reorganisiert. Langfristig ist trotzdem mit einer starken Erholung diesen Marktes zu rechnen – denn die Kombination Solaranlage und E-Mobil, auch in der Kombination mit Wärmepumpe und Speicher, wird auch in Zukunft nicht an Relevanz verlieren. Hier rechnen wir mit erheblichem Zubau – unter der Prämisse, dass die Zinsen sinken und das Vertrauen in die Solarenergie wieder steigt.

Gibt es bei den Startups, die jetzt gerade auf den Markt drängen, neue und disruptive Ideen oder sind das eher Verbesserungen oder Optimierungen von schon bestehenden Ideen oder Produkten?

Wir sehen eine Beschleunigung in der Entwicklung durch künstliche Intelligenz, weil Dinge, die früher jahrelange Entwicklungsschritte benötigt hätten, mittlerweile extrem schnell machbar sind, auch mit deutlich kleineren Teams. Ich brauche nicht mehr 20 oder 30 Entwickler, ich kann mit viel kleineren Teams mit viel weniger Kapital viel mehr erreichen. Das heißt also, wir sehen schon signifikante Verbesserungen von neuen Dingen. Sehen wir, dass jemand das Rad komplett neu erfunden hat? Eher nicht. Aber die Art und Weise, wie die Unternehmen an die Lösung herangehen, sind ganz andere. Oder wie sie den Kundenzugang suchen. Was die Software heute steuern kann im Vergleich zu dem, was die Software noch vor fünf Jahren gesteuert hätte. Das ist ein Riesenunterschied.

Was brauche ich als Start-up in genau diesen Zeiten, um Erfolg zu haben?

Die meisten Start-ups scheitern nicht aufgrund der Tec oder des Marktes, sondern aufgrund von Sales. Es geht darum, wirklich zuzuhören: Was sind die individuellen Probleme meiner Kundengruppe? Meine Lösung hinterfragen. Habe ich wirklich ein Problem identifiziert? Weiß ich, was der Kunde sich als Lösung vorstellt? Nicht was ich glaube, was die Lösung des Kunden sein sollte, sondern welche Lösung sucht der Kunde? Ist mein Produkt eine Möglichkeit, die Lösung, die der Kunde sucht, zu ermöglichen?

Was wir nach wie vor sehen, ist, dass gerade technische Gründer sehr verliebt in ihr Produkt sind und die einzelnen Features vorstellen, anstatt dessen, was die Lösung ist. Wenn du in dein Auto einsteigst, interessiert dich aber nicht, wie der Motor funktioniert oder wie die Reifen zusammengesetzt sind, sondern du willst von A nach B kommen. Du willst es vielleicht warm haben, du willst vielleicht bequem sitzen und willst Musik hören, aber wie das im Hintergrund passiert, ist für dich nicht wichtig. Gründer müssen dieses Abstrahieren von Features besser beherrschen.

Wie sind die Finanzierungsbedingungen für Start-ups im Bereich Cleantech momentan?

Insgesamt durchlief der Venture Capital Markt die beiden vergangenen Jahre eine schwierige Entwicklung. Für das Segment Cleantech lief es im Verhältnis zum Markt deutlich besser, wenn auch die Marktbedingungen nicht optimal waren. Positive Effekte hat die derzeitige Senkung der Zinsen, so dass Kapital wieder einfacher verfügbar ist. Positiv hervorzuheben ist auch die Verbesserung bei den Exit-Märkten, denn Start-ups müssen zu einem gewissen Zeitpunkt, wenn sie Venture Capital finanziert sind, verkauft werden. Ein großer Exit-Markt sind die Börsen. Börsengänge wie zum Beispiel der des Zahlungsdienstanbieters Klarna könnten bei gutem Gelingen eine Signalwirkung auf andere haben: Viele Start-ups werden dann wieder den Weg an die Börse suchen. Darüber hinaus steigt aktuell die Bereitschaft von großen Unternehmen, Start-ups zuzukaufen. Das ist beides sehr gut für das gesamte Ökosystem, weil so Kapital in neue Start-ups zurückfließen kann.

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