Mehr als eine halbe Million neue Solarstromspeicher in Deutschland installiert

Trendpapier – 5. März 2024

Der Trend zu neu installierten solaren Stromspeichern zeigt auch 2023 steil nach oben. Konnte der Bundesverband Solarwirtschaft im Jahr 2022 bereits rund 214.000 neue Heimspeicher und 3.900 neue Gewerbespeicher sowie eine installierte Speicherkapazität von ca. 6,7 Gigawattstunden (GWh) in Deutschland vermelden, so wurden diese Zahlen 2023 noch einmal deutlich übertroffen.

Im vergangenen Jahr wurden hier über eine halbe Million neuer Solarstromspeicher installiert. Damit stieg die Gesamtzahl der Solarbatterien auf mehr als eine Million und deren nutzbare Speicherkapazität auf 12 GWh.

Rechnerisch reicht das aus, um den durchschnittlichen privaten Tagesstromverbrauch von etwa 1,5 Millionen 2-Personen-Haushalten zu decken.

Doch auch der Markt für große Batteriespeichersysteme mit mehr als 1 MWh zeigte 2023 nach der jüngsten Marktstudie von SolarPower Europe in Deutschland ein deutliches Wachstum: So sind im Jahr 2022 insgesamt 50 große Batterie-Energiespeichersysteme installiert worden – ein Zubau, der 2023 bereits im Juli erreicht wurde.

Stromspeicherstrategie lässt Fragen offen

Für den BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig gehören Stromspeicher heute bei der Anschaffung neuer Solarstrom-Systeme zum Standard. Gleichzeitig bemängelt er aber, „dass die Chancen und Potenziale der Batteriespeicher für das Stromsystem weiterhin politisch stark unterschätzt werden und Marktbarrieren ihre Verbreitung hemmen“ und verweist dabei auf den im Dezember vom Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichten Entwurf einer Stromspeicherstrategie.

Darin fehlen Körnig die Antworten auf einige strategischen Fragen von zentraler Bedeutung. Zudem kritisiert er insbesondere den Plan des Bundesforschungsministeriums, im aktuellen Haushalt die staatlichen Fördermittel für einen Großteil der Batterie-Anwendungsforschung zu streichen.

Stromspeicher als vierte Säule des Stromsystems

Vielmehr plädiert der BSW dafür, Stromspeicher als eigenständige vierte Säule des Stromsystems neben der Erzeugung, dem Netz und dem Stromverbrauch zu behandeln. Denn Speicher besitzen die einzigartige Fähigkeit, vorübergehende Stromüberschüsse aufzunehmen und bei Bedarf zeitlich versetzt wieder ins Netz einzuspeisen.

Damit tragen sie zur Flexibilität des Stromnetzes mit einem wachsenden Anteil von Wind- und Solarstrom bei. Sie können gleichzeitig das Stromnetz vor Überlastung schützen und weitere Dienstleistungen wie beispielsweise Laststeuerung oder Einspeisemanagement zur Stabilisierung des Netzes und seiner Ausfallsicherheit bereitstellen.

Eine intelligente Speicherstrategie müsse aus Sicht des BSW folglich darauf setzen, mit Hilfe von solaren Stromspeichern die vorhandene Netzkapazität effizienter zu nutzen und die Benutzungsstunden des Netzes zu erhöhen. Damit ließen sich die Anschlusskapazitäten sowohl für dezentrale Erzeuger als auch für zusätzliche Verbraucher wie Wärmepumpen und Elektromobilität vergrößern.

„Ein schneller Batteriespeicherausbau kann den Netzausbaubedarf verringern und Zeit gewinnen für den darüber hinaus notwendigen, aber langwierigen Ausbau des Stromnetzes,“ betont Körnig.

Ausbau der Stromspeicher um den Faktor 25 notwendig

Diese Vorteile schlagen sich jedoch im Entwurf der Stromspeicherstrategie nicht nieder. Sie müssten sich aber aus Sicht des BSW in der Weiterentwicklung des energiewirtschaftlichen Rechtsrahmens sowie einer angemessenen Ausstattung mit Forschungsmitteln abbilden, denn beides seien Voraussetzungen dafür, dass die von Energieexperten als notwendig erachtete Steigerung der Kapazitäten von Batteriespeichern um den Faktor 25 bis 2050 erreichbar bleibe.

Auch müsse die Speicherstrategie des Bundeswirtschaftsministeriums zum Auftakt für eine intensive Debatte über die Systemintegration von Speichern werden. Die Solar- und Speicherbranche stehe jedenfalls bereit, sowohl die solartechnische Erzeugungsinfrastruktur als auch die notwendige Speichertechnik im erforderlichen Umfang auszubauen, betont Körnig.

Neben seinem strategischen Zielbild einer vierten Säule des Stromsystems benennt der BSW in seiner Stellungnahme zum BMWK-Entwurf auch einige bereits identifizierte Hemmnisse für ein weiteres Wachstum des Stromspeicher-Ausbaus. An vielen Stellen bestehe dringender Handlungsbedarf, wie beispielsweise bei der Entfristung der Netzentgeltbefreiung und bei der Möglichkeit, Speicher sowohl für vor Ort erzeugten Solarstrom als auch für Netzstrom zu nutzen.

Solarstromspeicher brauchen den gleichen rechtlichen Vorrang

Körnig fasst seine Anforderungen an eine überarbeitete Speicherstrategie so zusammen: „Es fehlen flexible rechtliche Rahmenbedingungen, damit Speicher ihre technische Flexibilität dem Stromnetz tatsächlich zur Verfügung stellen können. Dafür brauchen wir einen Paradigmenwechsel weg von selektiven Ausnahmen der Speicher von bestimmten Einschränkungen hin zu einem Rechtsrahmen, der insbesondere Batteriespeichern den gleichen Vorrang einräumt, der den erneuerbaren Energieanlagen ebenfalls zugestanden wird.

So wie heute immer mehr Investoren beim Kauf einer Photovoltaikanlage den Batteriespeicher gleich integrieren, müssen auch Gesetzgeber, Bundesregierung und Bundesnetzagentur die Speicher im Rahmen ihres regulativen Handelns künftig immer gleich mitberücksichtigen.“

Über die Trendpapiere

Unsere Trendpapiere bieten Ihnen Hintergründe und aktuelle Entwicklungen in ausgewählten Bereichen der neuen Energiewelt. Einige Trendpapiere stehen auch als PDF-Version zum Download zur Verfügung. Die Übersicht über alle Trendpapiere finden Sie auf der Website von The smarter E Europe.

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