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Die Gesamtbetriebskosten von Elektrofahrzeugen sind über das Jahr gesehen niedriger als die der Verbrenner. Denn fallende Preise für Stromer, stabile Vorteile bei der Dienstwagen-Besteuerung, eine größere Auswahl bei den Fahrzeugen und vor allem von der EU verordneten Flottengrenzwerte geben der Elektromobilität 2025 den richtigen Anstoß.
Für die Flottengrenzwerte sind die Vorgaben der EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) und des Energieeffizienzgesetzes (EnEfG) bindend. Gemäß der CSRD sind alleine in Deutschland mehr als 15.000 Unternehmen von der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und der Umsetzung passender Maßnahmen betroffen. Viele der berichtspflichtigen Unternehmen haben sich inzwischen das strategische Ziel gesetzt, ihre Flotte bis 2030 und spätestens bis 2035 vollständig zu elektrifizieren. Es handelt sich vielfach um große Fuhrparks. Ein großes deutsches Telekommunikationsunternehmen beispielsweise stellt gerade ihre Flotte von rund 19.000 Pkw auf E-Antrieb um. Betroffen sind aber auch die Zulieferer solcher Konzerne, denn sie müssen Nachweise liefern und Maßnahmen ergreifen, um weiterhin Aufträge zu erhalten.
In gleicher Weise trifft das nationale EnEfG wesentlich mehr Unternehmen. Zuerst ging das deutsche Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) noch von rund 2.400 betroffenen Betrieben aus, die mindestens 2,5 GWh Energie verbrauchen und daher zu Einsparmaßnahmen verpflichtet sind. Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Zahlen nun auf über 55.000 Firmen nach oben korrigiert. Denn bei vielen Unternehmen ist der größte Energieverbraucher der Fuhrpark und liegt bei kleinen und mittleren Unternehmen durchschnittlich bei über 50 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs.
2025 müssen also über also 30.000 Konzerne und große Unternehmen Maßnahmen zur Dekarbonisierung ihrer Flotten ergreifen. Tauschen sie nur 20 Kraftfahrzeuge aus, dann sind das 600.000 Elektrofahrzeuge. In 2025 geht es um 15 % weniger CO2-Emissionen, die die OEMs mit ihren Flotten ausstoßen dürfen . Gleichzeitig gilt ab sofort eine Emissionsgrenze von 93,6 g/km CO2 und eine Strafe von 95 Euro pro Gramm und Fahrzeug, wenn diese Grenze überschritten wird. Das kann bei manchem SUV leicht mehr als 10.000 Euro bedeuten. Die OEM werden alles tun, um solch hohe Strafzahlungen zu vermeiden. Die Tatsache, dass Autobauer ihre Verbrenner verteuern und E-Autos günstiger in den Markt drücken, ist eine Reaktion darauf.
Die Elektromobilität ist also gesetzt. Kritisch diskutierte Faktoren wie geringe Reichweite und fehlende Ladestationen sind überwunden. Auch haben Unternehmen eine Vorbildfunktion für unsere Gesellschaft. Deren grünes Image hat für Bewerber, Kunden und Partner ein immer größeres Gewicht. Der Flottenaufbau sollte dabei gut überlegt sein. Aktuell gibt es in den Unternehmen nur wenig Flexibilität hinsichtlich der Fahrzeugvariabilität. Die Fahrzeuge sind zugeordnet, werden genutzt und müssen jeden erdenklichen Bedarf abdecken. Das ist der falsche Weg. Tatsächlich wird selten analysiert, wo die Einsatzbereiche liegen und welche durchschnittlichen Fahrstrecken die Fahrzeuge absolvieren.
Die Einführung der Elektromobilität sollte auf Basis einer Strategie erfolgen. Dazu gehört die Verabschiedung einer Zielsetzung, die Festlegung von Einführungsphasen und die Berücksichtigung von Branchenbedürfnissen. Auch konkrete Maßnahmen sowie zielführenden Kommunikationsaktivitäten in Richtung der Mitarbeitenden sind festzulegen. Denn es geht nicht um Autos oder um Ladeinfrastruktur, es geht darum, die Menschen einzubeziehen, ihr Mobilitätsprofil und ihre Gewohnheiten zu erfassen und letztlich passende individuelle Lösungen anzubieten.
Die Elektromobilität stellt einen Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der gesamten betrieblichen Mobilität dar, mit den drei Faktoren Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Innovation im Mittelpunkt. Es wird kaum noch möglich sein, Elektromobilität wieder einzuschränken oder zu reduzieren, denn letztlich steht Deutschland im Gesamtkontext der Europäische Union und deren verabschiedeten Vorgaben und Erlassen sowie eines globalen Wettbewerbs, der ganz eindeutig auf Elektromobilität setzt.
Ein Beispiel für die strategische Einführung der Elektromobilität ist ein größeres Unternehmen, das für die Herstellung von Personenaufzügen bekannt ist. Das Unternehmen betreibt mit 4.000 Mitarbeitenden rund 3.000 Fahrzeuge, und seine CO2-Bilanz wird im Wesentlichen von der Fahrzeugflotte bestimmt.
Das Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, dass seine Flotte im Jahr 2030 zu 100 % elektrisch fährt. Gestartet wurde Anfang 2021 mit einem Business Case. In ihm erarbeitete man, wie sich das Investment rechnet und welche Fahrzeuge (Verbrenner oder Elektrofahrzeug) für welche Mitarbeitende oder Geschäftsbereiche geeignet sind. Die Elektromobilität wurde von vornherein ganzheitlich betrachtet, so dass auch eBikes, Lastenfahrräder, Jobtickets oder Car Sharing einbezogen wurden. Mittels einer Reichweitenanalyse legte man fest, welche Autos und Fahrzeuge für die jeweiligen Bedürfnisse geeignet sind. Dadurch konnte der Kreis derjenigen, für die ein Elektrofahrzeug in Frage kommen, stetig erweitert werden. Damit man sicher war, dass beruflich immer Ökostrom geladen wird, erhielten die Mitarbeitenden, die zuhause laden, einen zweiten Zähler.
Herausfordernd für das Beispiel-Unternehmen war es, dass die kurzfristige Entscheidung der Bundesregierung von einem Tag auf den anderen die Förderung einstellte und deswegen der Business Case neu berechnet werden musste. Zu dem damaligen Zeitpunkt war es zudem komplexer als gedacht an geeignete Elektrofahrzeuge zu kommen. Trotzdem sind im Ergebnis zum aktuellen Zeitpunkt ein Drittel der Flotte elektrifiziert. Das Unternehmen ist sich sicher, das festgelegte Ziel einer vollständigen Elektrifizierung bis 2030 zu erreichen.
Fragt man eine Expertengruppe bestehend aus Industrie-, Fachmedien- und Verbandvertretern zu den Herausforderungen rund um die Elektrifizierung des Fuhrparks, kommt diese zu den folgenden Ergebnissen: Die weltweite Transformation hin zu Elektromobilität ist voll im Gange, die Frage ist inwiefern die neue Technologie auch Teil der eigenen wirtschaftlichen Wertschöpfungskette sein wird. Die Rolle der Politiker hat insofern Einfluss auf das Voranschreiten der Elektromobilität in den Unternehmen, dass sie mit ihren Aussagen bzgl. Technologieoffenheit und Rückkehr zum Verbrenner zu Verunsicherung bei Investitionen führen. Die EU hat allerdings u.a. mit dem Green Deal einem planbaren, zeitlichen Rahmen vorgegeben, durch welchen in der EU ab 2035 nur noch CO2 neutrale Fahrzeuge zugelassen werden dürfen. Nun ist es an den nationalen Ebenen die Planungssicherheit für Unternehmen sicherzustellen, damit die Investitionen der Unternehmen aufgehen und die Wirtschaftsleistung sowie die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Dazu sollte Elektrizität günstiger werden. D.h. mehr in Erneuerbare Energien als günstigste Option für die Stromversorgung zu investieren, wenn es nach dem Chef des französischen Energiekonzerns engie geht. Auch sollte mehr Wettbewerb an den Ladesäulen entstehen und intelligente Lösungen für Daheim realisiert werden. Weiterhin ist eine administrative Entlastung von den vielen Berichtspflichten, also eine Entbürokratisierung, notwendig.
Die Politik sollte aufhören, die Elektromobilität auf nationaler Ebene zu diskreditieren und die Menschen zu verunsichern. Durch ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität und Aufbau einer günstigen Stromversorgung durch Erneuerbare Energien schafft sie Planungssicherheit für die heimische Wirtschaft, insbesondere auch die Automobilproduktion und all jene Unternehmen die einen Fuhrpark betreiben und mit dessen Elektrifizierung zur Eindämmung der Klimakrise hinwirken und zur zukunftsgerichteten Wirtschaftskraft beitragen.