Expertentipps: Wahl des Wechselrichters, strategische Installation und geringere Energiekosten
Während der ees Europe 2024 in München gaben Experten der Unternehmen Fenecon, Intilion AG, Pylon Technologies, RCT Power, Socomec und Stabl Energy beim ees Forum spannende Einblicke in Geschäftsstrategien für Gewerbespeicher.
Solarstromspeicher gehören bei neuen häuslichen Photovoltaikanlagen weitgehend zum Standard. Technische Entwicklungen in diesem Marktsegment strahlen aber auch auf Anlagen aus, mit denen Gewerbe- und Industriebetriebe ihre Energiekosten senken können.
Wie groß die Unterschiede in der Marktabdeckung in den unterschiedlichen Segmenten ist, zeigte ein Vortrag von Kamel Silmy, CTO Deutschland von Pylon Technologies, im Rahmen der Session „Energiekosten senken mit Gewerbespeichern“. Die Session hat am 20. Juni im Rahmen der ees Europe im ees Forum stattgefunden. „In Deutschland beträgt die installierte Speicherkapazität für kleinere Solaranlagen bis 30 kW Leistung über 21 Prozent der gesamten installierten Photovoltaik-Kapazität. Bei Großanlagen über 1 GW liegt die installierte Speicherkapazität bei 5,46 Prozent, für gewerbliche Anwendungen zwischen 30 kW und 1 MW installierter Leistung dagegen nur bei 0,89 Prozent. In diesem Segment gibt es folglich ein enormes Marktpotential.
Praktische Einblicke in die Thematik Installation gewerblicher Stromspeichersysteme lieferte Louis Fuchs, Sales Manager bei Intilion. „Wer für sein Gewerbe einen Solarstromspeicher anschaffen möchte, muss entscheiden, wofür der Speicher genutzt werden soll. Ein Speicher kann zum Einsatz kommen, um Lastspitzen, also Peak Shaving, zu reduzieren, um den Eigenverbrauch zu optimieren, um selbst erzeugten Strom einzuspeichern oder um beispielsweise die Stromversorgung bei einem Netzausfall durch den Aufbau eines Inselnetzes zu überbrücken,“ so Fuchs.
Um über diese Nutzungsoptionen zu entscheiden, müssen sowohl aktuelle und künftige Verbrauchsdaten herangezogen werden als auch Stromerzeugungs- und Netzanschlussdaten. „Hierbei spielen die Benutzungsstunden, also das Verhältnis von bezogenem Strom aus dem Netz (kWh) zur höchsten Last im Jahr (kW), im Entscheidungsprozess eine bedeutende Rolle: liegen diese bei weniger als 2.500 Benutzungsstunden, ist ein System mit Eigenverbrauchsoptimierung wirtschaftlich, bei mehr als 2.500 Benutzungsstunden rentiert sich Peak Shaving,“ sagte Fuchs.
Jan Thäter ist Projektplaner bei Fenecon und Experte im Bereich Kostenoptimierung bei variablen Stromtarifen. In seinem Vortrag erläuterte er, dass konventionelle Solarstromspeicher nach Sonnenuntergang in den Entlade-Modus gehen und der Speicher damit zu einer Zeit mit niedrigen Energiekosten entlädt. Bei Fenecon berechnet künstliche Intelligenz den voraussichtlichen Strombedarf im Unternehmen mit dem Forecast des Börsenstrompreises. „So wird die Batterie für den Stromspeicher nachts geladen, wenn der Stromtarif sinkt, und tagsüber entladen, wenn die Strompreise steigen. Bei zusätzlich produziertem Solarstrom wird dieser bevorzugt eingesetzt,“ erläuterte Thäter. Ziel ist es also, den günstigen „Nachtstrom“ sowie den erzeugten Solarstrom bereitzustellen, wenn die Strompreise steigen.
Eric Rüland, Managing Director bei RCT Power, berichtete über eine aktuelle Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin. Er betonte, dass bei kleineren Stromspeichersystemen gerade dem Wirkungsgrad im Teillastbereich eine hohe Bedeutung zukomme, da der private Verbrauch und in Gewerbebetrieben nachts häufig niedrig ist und bei 100 bis 300 Watt liegen kann. Bei einem Stromverbrauch von 100 W erreichte in der Studie der HTW Berlin der 10-kW-Hybrid-Wechselrichter von RCT Power einen Entladewirkungsgrad von 86 Prozent, während das schlechteste getestete System auf nur 54 Prozent kam.
Selbst bei einem Stromverbrauch von 500 Watt betrug die Differenz zwischen RCT Power und dem am schlechtesten abschneidenden System noch immer 10 Prozentpunkte. Sein Fazit: Verbraucher mit einem geringen nächtlichen Strombedarf sollten bei der Wahl des Wechselrichters auch hohe Teillast-Wirkungsgrade berücksichtigen, um den Nutzen des Batteriespeichers zu optimieren.
Neben der Effizienzsteigerung der Speichersysteme, ist die Lebensdauer der Batterien ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit von Stromspeichern. Bei Stabl Energy werden die Speichermodule mit einem vom Unternehmen selbst entwickelten Aktuator ausgestattet und dynamisch miteinander verschaltet. Dadurch entfällt der zentrale Wechselrichter. Laut Dr. Nam Truong, CEO von Stabl Energy, reduziert dieser Ansatz Energieverluste um bis zu 70 Prozent und senkt die Betriebskosten sowie den CO2-Ausstoß um bis zu 40 Prozent pro Jahr.
Weiterhin sprach Ruben Glowczak, Vertriebsingenieur für Energiespeicherlösungen beim französischen Hersteller Socomec, über Einsparungen beim Aufbau und der Installation von stationären Stromspeichern in Containern.
Socomec liefert fertig montierte und verkabelte Speicher, die eine reduzierte Installationszeit benötigen und als Standardbausteine geliefert werden und nur wenig Installationszeit benötigen. Die vorgefertigten Module sind auf einer Grundplatte, dem sogenannten "Skid", montiert, leicht zu transportieren und einfach zu installieren.
Durch Verbesserungen in der gesamten Wertschöpfungskette, von der Anlagenplanung über die Installation bis hin zum Betrieb der Speicher, zeigte die Stromspeicherbranche auf dem ees Forum ihr großes Innovationspotential. Dies lässt auch in Zukunft auf weitere Einsparungen bei der Energieversorgung von Gewerbe- und Industriebetrieben hoffen.
Unter dem Motto "Innovating Energy Storage" versammelt die ees Europe als Europas größte und internationalste Fachmesse für Batterien und Energiespeichersysteme jährlich die führenden Akteure der Branche. Dabei rückt sie die aktuellen Technologien, Trends und Marktentwicklungen in den Fokus. Die nächste ees Europe findet vom 7.–9. Mai 2025 im Rahmen von The smarter E Europe auf der Messe München statt.