Die Fachmesse ees Europe feiert 2024 ihr zehnjähriges Jubiläum. Franz Feilmeier kennt die Messe seit Beginn. Er ist Gründer und Geschäftsführer von FENECON aus Deggendorf. Den boomenden Speichermarkt sieht er vor einer harten Konsolidierung. Anbietern hierzulande hilft insbesondere ein innovatives Energiemanagement.
Die Unternehmensberatung Ernst & Young kürte Feilmeier erst im November zum Unternehmer des Jahres 2023 in der Kategorie Nachhaltigkeit und Publikumspreis.
Herr Feilmeier, Sie waren schon bei der ersten ees Europe im Jahr 2014 als Aussteller dabei. Was bedeutet die Fachmesse für Sie und die Erfolgsgeschichte von FENECON?
Schon vor 2014 haben sich die damaligen Stromspeicher-Pioniere auf der Intersolar gezeigt. Aber es gab auch andere Messen, die das Thema an sich ziehen wollten. Mit der Gründung der ees und dem eigenständigen Fokus auf Speicher und später auch mit der EM-Power für Energiemanagement, wurde dann der Grundstein gelegt, dass man Speicher und EMS nicht nur als Anhängsel von PV-Anlagen sieht – sondern deren multifunktionalen Wert erkennt.
Für FENECON ist die ees seither die wichtigste Messe des Jahres. Sie ist die zentrale Veranstaltung, um neue Produkte und Lösungen vorzustellen und uns mit unseren Großhandels- und EPC-Kunden zu treffen. Die verschiedenen ees AWARDs, die wir bereits entgegennehmen durften, waren eine großartige Bestätigung unserer Innovationen. Ich denke, man kann sagen: Sie haben uns wirtschaftlich zum Durchbruch verholfen.
Die Stromspeicher der Anfangsjahre waren – man muss es leider so sagen – hässliche graue Kästen. Damals waren Zentralwechselrichter noch eher verbreitet und es gab noch nicht viele Speichersysteme auf dem Markt. Die ees war noch eine kleine Teilmesse der Intersolar. Da wir sehr oft gefragt wurden, was wir da eigentlich ausstellen bzw. ob das ein Wechselrichter ist, haben wir gelernt, auf die Produkte noch mal groß Stromspeicher zu schreiben.
Heute sind die Unterschiede zwischen den Kilowatts, Kilowattpeaks und Kilowattstunden zwar für manche immer noch eine Herausforderung. Damals ergaben sich aber häufig interessante Gespräche mit Kunden, die wissen wollten, wie viele Kilowatt die Batterie hat und wie lange sie den Strom halten oder entladen kann. Wenn man also ein System hatte, das für eine Stunde ausgelegt war, wurde gerne mal abgewunken und darauf hingewiesen, dass so manche damals übliche Bleispeicher sogar fünf Stunden entladen könnten.
Der boomende Markt hat in den letzten zwei bis drei Jahren viele Neulinge angezogen. Jetzt wo Lieferfähigkeit plötzlich kein Kaufargument mehr ist, tun diese sich im Markt zunehmend schwer, weil großer Wert auf Service, Schulungen sowie Kundennähe, langfristige Investitionssicherheit und intelligentes Energiemanagement gelegt wird. Entsprechend rollt gerade eine Konsolidierungswelle durch den Markt.
In Europa sehen wir nur die Spitze des Eisbergs, aber in China führen die niedrigen Preise zu massiven Marktverwerfungen und dem Scheitern vieler Unternehmen und Investoren – hier geht viel volkswirtschaftliches Kapital verloren.
Wir denken, dass diese Marktbereinigung schnell und hart sein wird, da viele Neulinge über keine oder kaum Reserven verfügen, die sie in so einer Phase aufzehren könnten oder sich Konzerne aus anderen Branchen und Produkten wieder aus dem Speichergeschäft zurückziehen. Daher erwarten wir, dass bereits im zweiten Halbjahr 2024 nur noch ein geringer Teil dieser Hersteller aktiv sein wird.
Die Erfolgsstrategie fürs Überleben bis dahin: Es muss sich beim Speicher um das Kernprodukt und den Kernmarkt handeln. Sollte es sich bei einem Heimspeicher im DACH-Raum um ein Nebenprodukt eines Herstellers oder einen Markt ohne klaren Fokus und ohne lokale Präsenz handeln, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man den harten Wettkampf nicht überstehen wird.
Hätten die vielen kleinen Hersteller im Heimspeichermarkt nachhaltigen Erfolg gehabt, hätten sie im nächsten Schritt sicherlich den Gewerbespeichermarkt mit ähnlichen Methoden überflutet. So tauchen auf diesem Markt jedoch keine relevanten neuen Anbieter auf. Dieses Segment wird klar von mehreren mittelständischen deutschen Unternehmen dominiert. Hier driften Angebot und Nachfrage nicht auseinander wie bei Heimspeichern.
Mittlerweile sind die geringeren Herstellkosten für Batterien bereits in diesem Segment ankommen und so sehr wirtschaftliche Projekte möglich. Dabei spielt die Leistung der Systeme bei der Be- und vor allem bei der Entladung – beispielsweise für die Lastspitzenkappung oder Vermeidung von Netzausbau – eine große Rolle. Die Kosten pro kW sind als Kenngröße genauso wichtig wie die Kosten pro kWh.
Im Heimspeicher-Segment lernt der Markt gerade, dass sich Speicher im Laufe der Zeit weiterentwickeln und individualisieren – wir nennen das die Energiereise der Speicher. Sie binden Wärme und Mobilität aktiv ein, ebenso wie dynamische Stromtarife. Unsere Erfahrung: Mit dem Wachstum des Verbrauchs lassen die Anwender auch die PV-Anlagen und die Batteriekapazität häufig mitwachsen. Das war beim Gewerbespeicher schon immer so. Da wäre es geradezu undenkbar, einen Speicher mit einem Energiemanagement für 20 Jahre lang unverändert zu planen.
Das E-Flottenladen und dynamische Stromtarife sind hier schon weit verbreitet, nicht zuletzt durch reduzierte Lastspitzen oder vermiedenen Netzausbaubedarf. Also stellt die Energiereise-Fähigkeit eines Speichers mit seinem Energiemanagement eine nötige Bedingung für den Erfolg von Produkt und Hersteller dar. Und es verpflichtet den Hersteller, nicht nur einmal zum Kaufzeitpunkt ein funktionierendes und billiges System zu liefern.
Sondern er muss über die gesamte Lebensdauer Lösungen für die sich ändernden Anforderungen parat haben bzw. diese im Laufe der Zeit kundennah weiterentwickeln.
Genau diese passgenauen Systeme, die jederzeit für optimale Leistung, Kapazität und vor allem Anwendungskombinationen sorgen, ist die große Stärke Deutschlands gegenüber China, die am liebsten mit einem Massenprodukt ganz viele Kunden erreichen wollen. Da intelligente Energiemanagementsysteme im Energiemarkt der Zukunft eine zentrale Rolle einnehmen, sehen wir ein großes Potenzial für eine Re-Industrialisierung des Landes – gerade durch intelligente Stromspeichersysteme.
Denn die Herausforderungen wie der Smart-Meter-Rollout und dynamische Stromtarife, Paragraph 14a EnWG mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen sowie die zunehmenden Abregelungen durch die Verteilnetzbetreiber und rückspeisefähige E-Fahrzeuge sind schon sehr bald da. Aber gerade auf diesem Gebiet, bei Systemen für das Energiemanagement, sind wir weltweit führend. Beispielsweise hat sich OpenEMS zur führenden Energiemanagementplattform entwickelt – auch weil Tausende von Entwicklern daran mitarbeiten.
Das führt zu innovativen Lösungen wie einer vorausschauenden Einbindung dynamischer Stromtarife.
Dieses Interview führte Niels-Hendrik Petersen im Auftrag der ees Europe.